Länger schlafen – mehr leisten?

Wenig schlafen schadet der Karriere

Erst kürzlich wurden wieder EMPFEHLUNGEN veröffentlicht, die Schule sollte erst ab 9 Uhr beginnen, da die Kinder (und manche Lehrer?) vorher nicht konzentriert seien.
Nun befasse ich mich seit mehr als einem Jahrzehnt mit solchen Themen und möchte hier die wissenschaftlichen Daten kurz darlegen.
JA es stimmt dass vor allem Jugendliche mehr Schlaf benötigen und es zum Teil auch anhand  von Hirnströmen nachweisbar ist, dass sie bis 10 Uhr praktisch noch sich im Dämmschlaf befinden und bei Gott keine kognitiven Höchstleistungen  erbringen können.

Müde Schüler zeigen schlechtere Leistungen, neigen zu Übergewicht und Konzentrationsstörungen
Müde Schüler zeigen schlechtere Leistungen, neigen zu Übergewicht und Konzentrationsstörungen
Doch trifft das auf alle zu?
Auch hier ein Nein

Es gibt chronobiologische Unterschiede.

Einige können früh morgens super lernen/leisten, andere arbeiten dafür des Nächtens wunderbar konzentriert. Doch sind wir seit der Industrialisierung in einen 8-18 Uhr Arbeitsrhythmus gesteckt worden.

  • 65% gehen müde zur Schule,
  • ab 15 Jahren nimmt das Schlafdefizit zu, was zu „massiven Auswirkungen der Gedächtnisleistung“ beitragen kann.

Vera F. Birkenbihls Tipps

Hierzu Vera F. Birkenbihl (selbst eher eine EULE, also ein Mensch, der früh LANGSAM wach wird, der eher lieber mittags aufsteht, dafür bis spät in die Nacht  konzentriert arbeiten kann).
Frau Birkenbihl erzählt, dass

ich einen Beruf brauchte, bei dem ich unabhängig bin, denn ich litt schon als Kind unter dem frühen aufstehen (Kindergarten, Schule) und holte immer am Wochenende nach (bis mittags schlafen), was ich unter der Woche an Schlaf versäumte.
Es gibt extrem wenige echte Nachttypen – ich bin so einer. Wenn das der Fall ist, sollte man mit Gleitzeitmodellen etc. (das gab es in meiner Jugend alles nicht!!) Wege finden.

PRAXISBEISPIEL:
ich kenne einen Lektor bei einem Verlag, der kommt immer erst gegen 10 (manchmal 11) Uhr und bleibt dafür abends länger – alle sind zufrieden.

Schlaftypen Eule oder Lerche

Diese SPÄTtypen haben ihre TIEFSCHLAF-Phase (die Phase der besten Entspannung für Körper und Geist wo auch Reparatur und Gedächtnismechanismen stattfinden können, das Immunsystem auf Höchsttouren arbeitet… nicht um 2-3 Uhr früh sondern zw 5-8 Uhr
Wenn sie um 6:30 raus müssen, wird diese GESUNDE Erholungsphase gestört, ihre Körpertemperatur und andere Aspekte zeigen ebenfalls, das sie LANGSAM aufwachen, dafür aber nachmittags nicht das typische TIEF der Morgenmenschen haben.

Chronotypen in der Schule

 neurologisch und neurophysiologisch so angelegt und sollten sich von diesen Typen, die früh aus dem dem Bett springen und hellwach sind, nicht irre machen lassen!

Wenn wir die Schule heute neu gründen würden, würden wir die Kinder sicher nicht mehr so früh aus dem Schlaf reißen.
Der frühe Schulbeginn widerspricht allen Erkenntnissen der Hirnforschung, die zeigen, dass die Hirnaktivität in der Früh noch besonders schwach ist.
Außerdem kommt der frühe Schulbeginn aus einer Zeit, wo man gewohnt war, „mit den Hühnern aufzustehen“, da wurde das nicht in Frage gestellt.

Späterer Schulbeginn als Ausweg?

Sie sollte Freude machen, dem steht die gängige Verabsolutierung des Stundenplans entgegen. Ressourcen werden so verschwendet. Salcher ist zudem gegen das Nachholen der fehlenden Stunde bei einem Schulbeginn um 9 Uhr am Nachmittag. Bei einem besseren Unterricht als bisher ließe sich die eine Stunde leicht kompensieren.
Quellen
nachrichten at Pro&Contra Schule ab 9 Uhr
Vera F. Birkenbihl persönlich
Lesetipp: Mein Buch vom guten Schlaf

1 Gedanke zu „Länger schlafen – mehr leisten?“

  1. Hallo Andreas,
    auf diese Problematik bin auch schon öfter gestoßen. Die Chronobiologie weist die Erkenntnis schon lange auf, dass es einerseits individuelle Unterschiede gibt, wann Menschen ihr Leistungshoch haben und andererseits steht außer Frage, dass Kinder generell in der Schule um 7:45 Uhr zu wenig aufnahmefähig sind.

    Sicher werden mir da einige Lehrer widersprechen wollen aber auch Lehrer hätten Vorteile davon, wenn ihre Schüler um 9:00 Uhr in der Schule besser motiviert und ausgeschlafener sind. Lassen wir die Fälle außen vor, wo Eltern es unterlassen für den Schlaf ihrer Sprößlinge zu sorgen. Diese Kinder haben neben dem Schlafmangel ein viel größeres Problem – ihre eigenen Eltern.
    Von den Lehrern habe ich zu dieser Thematik schon den Spruch gehört:“Mir hat es auch nicht geschadet immer früh aufzustehen.“

    Diese Aussage führt meiner Meinung nach direkt ins Abseits. Erstens, wenn etwas nach subjektiver Einschätzung nicht geschadet hat, dann beweist es nicht automatisch, dass es genutzt hat. Zweitens fehlt die Erfahrung – was wäre wenn es anders gewesen wäre.

    Wenn den Lehrern die eigene Erfahrung als Kind fehlt geistig fit in die Schule zu gehen, ist nicht zu erwarten, dass es den heutigen Kindern zugetraut werden kann, motiviert dem Unterricht folgen zu wollen.

    Ich sehe an solchen Problemstellungen immer deutlich, wie gern Menschen an ihren Überzeugungen hängen bleiben. Wenn etwas schon lange, mehr schlecht als recht funktioniert hat, dann ist es meist gesellschaftlicher Konsens (oder Nonsens). Quasi ein kulturelles Virus (wie Frau Birkenbihl sagen würde) und es bedarf mindestens drei Generationen, damit derartige Überkommenheiten beseitigt werden.

    In den letzten vierhundert Jahren der Industrialisierung wurde primär versucht Menschen in Prozesse einzugliedern. (siehe Modern Times von Charlie Chaplin). Jetzt lernen wir langsam, dass es genau genommen andersherum besser funktioniert. Sicher ist das Ganze eine gesellschaftliche Entwicklung, das Potential der Menschen entfalten zu lassen, indem diese ihre Prozesse, in denen sie leben und arbeiten selbst gestalten lernen.

    Wann die Schule nun beginnen sollte, ist ein Punkt von vielen.
    Denn leider tut nicht nur Schule weh, unsere ganze Arbeitswelt ist noch immer vom Stechuhrprinzip geprägt. Leistung und Kreativität hat geplant stattzufinden, bzw. wird verhindert.

    Jirko Genrich

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