Wie Sie Psychologie für Websites nutzen | Gamification

Wie wir im Web verführt werden (und wie Sie das lernen können!)

Angenommen Sie schaffen es irgendwie, dass Ihre Seite weit oben bei Google gerankt wird. Tolles Suchmaschinen optimieren, viele Shares im Social Web etc. Doch ist damit die Arbeit schon getan und Sie haben Ihre Fans gewonnen? Nope!

Da beginnt der Spaß erst wirklich. Denn dann dürfen Sie sich darum kümmern, dass Ihre Inhalte, der Aufbau der Seite, optisch, aber auch vom „Gefühl“ gehirn-gerecht , sexy, attraktiv, ansprechend, motivierend … ist.

design manipulation

In der Webdesign-Szene wird dazu die Vokabel der Usability genutzt. Wie einfach und gut strukturiert ist die Seite, findet der Nutzer was er will, wie hübsch ist all das aufgemacht. Werden mehrere Sinne bedient? (aber nicht kognitiver Overload verursacht!) Wenn alles nur noch blinkt und piepst in möglichst grellen Farben, werden Sie, sollten Sie nicht Tom Peters heißen, eher nicht langfristig erfolgreich sein (Tom Peters ist einer der wichtigsten Vordenker bzw Speaker der 1990er gewesen, schauen Sie sich mal seine Foliensätze an, aber Achtung: Sonnenbrille aufsetzen 😉 …)

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Gamification – spielerisch einfach motivieren

Gamification zeichnet sich dadurch aus, dass dabei Elemente der Spielgestaltung (mit denen wir stundenlang daddeln ohne dafür extern motiviert werden zu müssen) in Situationen zu verwenden, die eigentlich nicht viel mit Spielen zu tun haben. Wenn richtig angewandt, werden Nutzer motiviert, komplexe oder langweilige Aufgaben zu erfüllen, bei denen sie unter normalen Bedingungen längst ausgestiegen wären.

Gamification zeigt sich als eines der besten Werke um Ihre Nutzer zu motivieren und „verführen“. Um seine Seite allerdings nachhaltig zu gamifizieren, braucht man einiges an Vorwissen. Als erstes sollten Sie sich damit befasse, welche Art von Game-Elementen es denn gibt. Dabei werden Sie wohl auf hunderte Variationen stoßen, doch einige häufig verwendete sind bspw. (angelehnt an Ippen, 2016)

  • Statuskontrolle  Der Nutzer bekommt Rückmeldung darüber wie weit er im Fortschritt gekommen ist (Badges, Sterne oder als Zahl)
  • Ranking / Ranglisten zeigen an wie er im Vergleich mit anderen steht
  • Missionen Der Nutzer erhält eine Aufgabe, er wird nicht allein gelassen sondern lernt so bspw. Funktionen einer Software kennen indem er Aufgaben erfüllt

    Lass den Nutzer spüren, dass er was verändert – jede Aktion bringt eine Rückmeldung.

  • Feedback Alles was der Nutzer tut, führt zu einer Reaktion
  • Transparenz Reaktionen sind zu 100% nachvollziehbar! Wird im Zweifel zusätzlich erläutert
  • Epic Mearning  Die Antwort auf die Frage „Warum mache ich das alles eigentlich?“ muss beantwortet werden.

    Nichts motiviert mehr als das »Große Ganze« im Blick zu haben – erinnere deinen Nutzer öfter mal daran

  • Kollaboration Zusammenarbeit innerhalb von virtuellen Gruppen motiviert zudem mehr als Einzelkämpfer Dasein
  • Cascading Info Nicht alles auf einmal sondern stückchenweise Informationen ruasgeben zeigt sich als effektiver

Intuitiv statt rationalthink

Das absolute Standardwerk dazu stammt von US Autor Steve Krug mit seinem „Don’t make me think!“ was mittlerweile zum dritten Mal upgedatet als Revisited Edition erscheint (mitp-Verlag). Ganz wichtig scheint mir hierbei der Zusatz Das intuitive Web. Denn wir entscheiden uns intuitiv in wenigen Sekundenbruchteilen, ohne dabei rational über Argumente pro/contra abzuwägen. Emotionen müssen somit in sekundenschnelle getriggert werden.

Anhand wundervoll bebilderten Erklärungen nimmt er uns durch die Welt des Designs und zeigt wie psychologische Mechanismen sich auswirken und wie wir als Gestalter dieser Seiten, damit arbeiten können.
Absolute Lesepflicht für jeden der im Web eine Seite betreibt und dem es wichtig ist, dass Leser immer wieder gerne wiederkommen.

Das deutsche Pendant dazu hat Johannes Ippen 2016 mit dem ominösen Titel Web Fatale: Wie Du Webseiten und Web-Apps gestaltest, denen niemand widerstehen kann veröffentlicht. Ähnlich wie in „Don’t make me think! Revisited“  mit eine Vielzahl an Bildern und Metaphern zeigt er wie unser Gehirn uns manches Mal Streiche spielt und vor allem aber auch wie man diese Erkenntnisse der Neuropsychologie nutzen kann um seinen Webauftritt ansprechend sexy zu gestalten. Johannes Ippen ergänzt das reine Design-denken auch mit Geschäftsmodellen, wie man all das im business effektiv nutzt und bspw. Sales-Zahlen… sodass dies eindeutig KEIN Design oder Psychologie-Buch wird, sondern eben vor allem ein Business Buch, das sich dieser beiden Disziplinen bedient. Um einiges aktueller (knapp drei Jahre…) und mit stärkerem Fokus auf den deutschsprachigen Kopf (wir ticken da zwar weltweit sehr ähnlich, aber nicht gleich) wollen Sie dieses Buch jedenfalls dazu durcharbeiten! 🙂

Literatur

ergänzend meinen Artikel Psychologie des Überzeugens ONLINE – Produkte kreieren die süchtig machen