Beziehungsfähig mit dem Inneren Kind

Beziehungsfähig sein – wie geht das?

Wie viele glückliche Singles kennen Sie? Wie viele Paare, die glücklich zusammen leben? Was machen sie richtig, in einer Welt in der wir angeblich allesamt beziehungsunfähig sein sollen.

Stefanie Stahl führt hier die Idee des Inneren Kindes weiter in Bezug auf das zwischenmenschliche Verhalten.beziehungsfähig

Wie Sie Ihr Inneres Kind endlich glücklich machen

Generation beziehungsunfähig

Michael Nast hatte das Wort „beziehungsunfähig“ erst ins Bewusstsein der meisten gebracht

Nast beklagt, dass die jüngere Generation zu perfektionistisch, unverbindlich und wählerisch sei, um sich auf eine feste Beziehung einlassen zu können. Internetportale wie Tinder und Co. täten ihr Übriges dazu, dass man sich nicht mehr fest binden wolle, statt dessen lieber sexuelle Abenteuer genieße.

In der Kindheit entsteht unser Bindungsprogramm, es beeinflusst, wie wir unsere Partnerschaften gestalten

Wenn wir uns allerdings die aktuelle Studienlage im psychologischen bereich ansehen, finden wir keinerlei Unterschiede in der Bindungsfähigkeit der Deutschen. Was sich allerdings schon verändert hat, sind die Ansprüche, die an die Beziehungsqualität gestiegen seien.

Insbesondere Frauen fühlen sind weit selbstständiger und wenig abhängig. Doch es gibt schon noch eine Vielzahl an Menschen mit Bindungsängsten, die meisten davon glauben jedoch, bisher fehlte es noch am “richtigen Partner”.

Dabei haben der Großteil von uns haben das Potenzial, mit einem Partner glücklich zu werden. Denn eine erfüllte Liebesbeziehung ist vor allem eine Frage der inneren Einstellung. Zentral dabei ist es, den Selbstwert zu stärken sowie die Balance zwischen Anpassung und Selbstbehauptung zu finden. Wenn wir diese Mechanismen verstehen, müssen wir nicht mehr darauf warten, dass der TRaumpartner endlich auftaucht, sondern gestalten unsere Partnerschaften aktiv.

Wer sich nicht anpassen kann, kann sich nicht binden. Wer nicht autonom bleibt, verliert sich selbst…

Anpassung und Selbstbehauptung

Es geht also darum, eine gesunde Balance zwischen Anpassung und Selbstbehauptung zu finden. Wie geht das?

Balance von Anpassung und Bindung

Erst mal sollten Sie reflektieren, welche Prägungen sie von Ihren Eltern bezogen auf Bindung und Autonomie mitbekommen haben:

  • Wie gut haben meine Eltern meine Bindungsbedürfnisse erfüllt?
  • Wie gut haben sie meine Selbstständigkeit ermöglicht/unterstützt?
    Haben Sie mir zu früh, zu viel Selbstständigkeit abverlangt?
  • Welches Vorbild waren sie für mich im Umgang mit eigenen Bindungsbedürfnissen und hinsichtlich ihrer eigenen Autonomie?
    Wie gut haben sie mich in meiner autonomen Entwicklung unterstützt, mich ermutigt, Dinge allein hinzukriegen?
  • Wie sind sie mit Aggressionen bei mir und bei sich selbst umgegangen?

Glaubenssätze

Nachdem Sie sich das schriftlich notiert haben, stellen Sie sich der Frage, welche der Glaubenssätze durch das elterliche Verhalten bezogen auf Ihren Selbstwert entstanden sind.
Dies kann positives sein (ich bin genug, ich bin geliebt, ich bin wichtig…) oder eben negativ (ich bin wertlos, bin nicht genug, ich muss alles allein schaffen…)

Selbstschutzstrategien als Folge negativer Glaubenssätze

Gerade solche negativen Glaubenssätze triggern oft Selbstschutzstrategien, die sich in Form von Perfektionsstreben oder der Sucht nach Harmonie manifestieren können. Den anderen immer gefallen wollen ist eine Ausprägung, es kann aber auch das Gegenteil getriggert werden, also rebellisches Verhalten und das Nicht mehr Zulassen von echter Nähe (Autonomie).

Zwei Schritte zum erwachsenen Denken

Alleine die Erkenntnis über Programmierungen des Inneren Kindes, dass die Glaubenssätze nichts, aber auch gar nichts über Ihren Wert aussagen, sondern vielmehr über das ehemalige Verhalten der Elternteile, können Sie diese verändern und loslassen.
Dazu beziehen Sie ihr Erwachsenen Ich (der Rationale Verstand) mit ein: Die Leitidee ist in zwei Schritten vorzugehen:

  1. ertappen und
  2. umschalten

sobald Sie sich dabei ertappen mit Ihrem Kind-Ich zu agieren, STOP! und umswitchen aufs Erwachsenen Ich. Denn als Erwachsener erkennen Sie die Projektion

Wenn ich mich  beispielsweise  meinem Partner unterlegen und ausgeliefert fühle (Kindheits-Ich), schalte ich in mein erwachsenes Ich um und erkenne von dort aus, dass ich heute groß und auf Augenhöhe bin. Dieser Perspektivenwechsel von der Feld- (Kindheits-Ich) in die Beobachterperspektive (Erwachsenen-Ich) bewirkt, dass ich mich nicht mehr mit meinen alten Prägungen identifiziere, sondern mich auf eine Metaebene begebe, von der aus ich einen wesentlich klareren Blick auf meine heute Beziehungssituation gewinnen kann. Auf der Metaebene angelangt, kann ich zu neuen Einstellungen, Entscheidungen, Gefühlen und Verhaltensweisen kommen, die meine Beziehungsqualität enorm verbessern oder mich überhaupt zum ersten Mal in den Stand der Beziehungsfähigkeit versetzen.

Eigene Bindungs- und Autonomie-Fähigkeiten bewusst stärken

Um all diese Stärken zu verbessern, gibt es eine Reihe an Möglichkeiten, mit dem Inneren Kind liebevoll zu arbeiten und eben die Fähigkeiten, die man im Partner verzweifelt sucht, in sich zu kultivieren.

Das finale Ziel wäre es dann, dass zwei Erwachsene miteinander sind: innerlich frei UND in einer Beziehung, das ist dann eine gute Voraussetzung für gemeinsames Glück.

Mehr dazu:

Stahl, Stefanie (2017): Jeder ist beziehungsfähig.

Gespräch zwischen Stefanie Stahl und dem „integralen Menschenlehrer“ Veit Lindau