Gehirn-gerecht den Lernerfolg steigern
Wie gut kennen Sie folgende Situation:
Sie hören stundenlang (zumindest gefühlte Stunden) einem Vortrag zu und denken sich: „Komm zum Punkt, worum geht es hier eigentlich? Was ist das Wesentliche was du mir vermitteln willst?“ Nicht nur Profischwadronierer (wie Politiker) sind die „Täter“… häufig auch Dozenten, Trainer, Lehrer – gerade diejenigen die sich BERUFLICH mit dem Lernen und dem Gehirn befassen (sollten), denn es liegt in ihren Händen ob und wie gut wir das Vorgetragene auch behalten.
Wie erhöht man die Lernwirksamkeit
Wie erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Gehirn als Lernender auch an etwas gelerntes erinnert?? Seit Jahrhunderten befassen sich nicht nur eifrige Eltern damit, wie wir uns Dinge besser merken können, sondern Pädagogen, Psychologen,… wenn wir noch früher zurück gehen waren es wohl die Alten Griechen oder Ägypter die dich den Mnemotechniken annahmen.
Was muss wirklich gelernt werden?
Denn unser Gehirn ist evolutionsbiologisch darauf ausgerichtet, möglichst energiesparend mit unseren Ressourcen umzugehen. Und wenn etwas nicht als WICHTIG erscheint, wird es auch nicht gemerkt und fließt (wie es sprichwörtlich heißt) „beim einen Ohr rein, beim andren wieder hinaus“.
Wenn wir aber nun vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer werden wollen (dank an Vera F. Birkenbihl für diese schöne Formulierung :)), müssen wir eben diese Mechanismen unseres Denkorganes nicht nur kennen, sondern auch damit umzugehen wissen.
Ein möglicher Zugang ist es, Inhalte emotional aufzuladen, mit Vorwissen zu verknüpfen. Dies kann in der Mnemotechnik beispielsweise eine Liste an Gegenständen sein oder eine Körperliste bei der ich an jedem Punkt ein zu merkendes „Item“ ablege und eine kleine emotionale Geschichte dazu erfinde.
Alles schön und gut.
Was ist wesentlich?
Doch die Frage nach dem Wesentlichen bleibt weiterhin aufrecht.
In meinen Recherchen zu dem Thema bin ich ua auf das Modell der Didaktischen Reduktion gestoßen und werde an dieser Stelle ausführlich dazu Tipps, Anleitungen und Hilfestellungen geben.
In eine ähnliche Richtung geht
Regina Hunter mit ihrem Zugang des „
minimalen Lernens„.
minimal lernen – maximaler Lernerfolg
Zuerst belegt sie ihre Aussagen jeweils mit Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften, meistens auch korrekt, sodass Sie auch als wissenschaftlich interessierter jeweils den Quellenangaben folgen und somit ihre Gedankengänge leichter nachvollziehen können.
Zusammenfassend können Sie sich merken, dass das Gehirn sich sowieso nur Schemata und Muster merkt. Dabei finden radikale Reduktionsprozesse statt, noch bevor es zur eigentlichen Abspeicherung im Gedächtnis kommt.
Es werden Muster, Regeln, Kategorien und Allgemeines erkannt und alleine 70% der neuronalen Aktivität im Gehirn wird von regel verarbeitenden Neuronen geleistet (vgl. Hunter 2013, S.14f)
Prof. Manfred Spitzer (2002) hatte unser Gehirn sogar als
Regelextraktionsmaschine bezeichnet. Auf diese Art und Weise erreicht es am einfachsten sich nicht alle einzelnen Situationen vollständig abspeichern zu müssen. Es bleiben nur ein Muster, Regeln, abstrahiert aus den Erfahrenem. Diese können dann, wenn notwendig, wieder abgerufen werden und in Folge zu beispielsweise einer Problemlösung auf die Situation zu übertragen werden.
Gehirn-gerecht? Emotionen beim Lernen entscheiden!
Wenn dies im Seminar (bzw. Unterricht…) nicht berücksichtigt wird, weil nur Lösungswege oder Regelsysteme auswendig gelernt werden, könnte es zu ungenügenden Leistungen in der Prüfung kommen und zu Versagen führen.
In Folge ist es wahrscheinlich dass die Lernenden so frustriert zu dem Thema sind, dass sie
- ihre eigenen Fähigkeiten anzweifeln und
- sich auch NIE MEHR mit dem Thema befassen wollen.
Belegen könne wir dies u.a. dadurch:
Das Charakteristische an dieser Archivierung ist die mit ihr verbundene emotionale Koppelung. Das heißt, alle Sinneseindrücke und Gedanken werden mit den dabei empfundenen Emotionen gespeichert.
(Köthe 2006, S.149 zit. in Hunter 2013, S.88)
Eben das ist eine weitere Begründung für spielerische und Methoden die eigenes Forschen und Entdecken ermöglichen. In bestimmten Stoffgebieten und Teilbereichen sind die direkten Instruktion auch sinnvoll, aber auch hierbei gilt es, immer das WESENtliche hervorzuheben und nicht ewig lange Theoriegebäude zu erläutern, die als einzige Wirkung Dämmschlaf hat.
Neurodidaktik einfach angewandt
Regine Hunter hat in diesem im Schweizer h.e.p.-Verlag erscheinenden, knapp 150S. schmalen Band (grad bei dem Thema darfs dünn sein 😉 ) die Neurowissenschaften zu Rate gezogen und beschreibt in einfacher Art und Weise, jedoch zumeist sehr gut mit wissenschaftlicher Zitation belegt (also sowas wie „vgl. Giermaier, 2014, S.27f“), warum die Reduktion des Lerninhalts wichtig ist und gibt auch Anleitung dazu, wie es umzusetzen ist, bringt Fallbeispiele für den Schulbereich.
Alles in allem für mich ein SEHR gut umgesetzter Ratgeber der sich abhebt von dem meisten, alleine schon wegen der Kombination von Wissenschaftlichkeit und einfacher Sprache samt konkreten Anwendungsbeispielen.
Generell empfehle ich an dieser Stelle gerne den h.e.p. Verlag, den ich erst kürzlich für mich entdeckte, da sie einiges zu den Themen Erwachsenenbildung, Didaktik aber auch Neuropsychologie, gehirngerechtes Lernen etc. im Programm haben.
Hunter, Regina (2013). minimales lernen, 2. Auflage, Bern: h.e.p.Verlag
Seit 2000 befasst sich Andreas K. Giermaier MSc. BSc. wissenschaftlich mit gehirn-gerechten Strategien für Erfolg beim Lernen, im Business und in der Psychologie.
Mit seinem damals zusammen mit Vera F. Birkenbihl gegründeten Online-Coaching-Magazin, dem Blog „Lernen der Zukunft“ erreicht er heute hunderttausende Leser, über seinen YouTube Kanal mittlerweile Millionen.
Dadurch wurde er zum gefragten Guide durch den Dschungel des Wissens. In seiner Gesprächsreihe zum „Gelingenden Leben“ interviewt er zudem regelmäßig namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und vor allem Wissenschaft.