Business Coaching beginnt mit Selbstführung

Egal ob Sie als Coach Ihren Coachee, als Unternehmer Ihre Mitarbeiter oder aber auch Lerngruppen führen wollen, jeglicher Erfolg steht und fällt damit, ob Sie sich selbst überhaupt führen (können) oder nicht.

Von der Kunst sich selbst zu führen

Selbstführung bedeutet Dirigent zu sein im inneren Orchester.
Friedemann Schulz von Thun

Silvia Richter-Kaupp (Coach-Trainerin/Autorin für wertschätzenden Umgang im Business) definiert sie als Zusammenwirken dreier Komponenten:

  • Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung
  • Generelle Bereitschaft zur Selbstverantwortung
  • Fähigkeit zur Selbststeuerung und den Inneren Dialog konstruktiv zu führen

Da wir Menschen vor allem emotionsgesteuert sind (und dann mit der Ratio Gründe finden, warum, wieso weshalb wir so und nicht anders handeln) , erscheint es mir als essenziell, dass wir dieses Element der Gefühle auch berücksichtigen.

Selbstwert

Der Selbstwert (häufig auch als SWG = Selbstwertgefühl bezeichnet) ist genau das was die drei einzelnen Wörter besagen: Selbst zeigt es geht um die eigene Identität, Wert gibt uns vor dass irgendwas wohl gemessen/verglichen wird und das Gefühl zeigt es geht um uns, unser eigenes Gefühl für uns selbst.

Wir werden nicht mit hohem oder niedrigem SWG geboren.

Wie viele zweijährige mit Minderwertigkeitskomplexen kennen Sie?

Das Bewusstsein, ob und wie viel wir uns an Wert zuschreiben, lernen wir über die Lebenszeit hinweg durch die gemachten Erfahrungen, doch noch viel wichtiger: durch die Etiketten die wir auf diese Erfahrungen kleben (=Bedeutungen, Bewertungen)

Aber auch wenn wie erwähnt die Basis des eigenen Selbstwertes in der Kindheit geschaffen wird, ist es möglich, das Selbstkonzept und dadurch eben jenes SWG zu verändern oder gar zu trainieren. Dieser Vorteil gereicht uns aber auch zum Nachteil, weil es stimmungsabhängig ist, für wie wertig wir uns gerade heute in dieser spezifischen Situation halten.

So scheint es wenig zu bringen alleine an diesen Etiketten und volatilen SWG herum zu doktern.

Können Sie sich vorstellen, welch immense Auswirkung die Stärke Ihres SWG für Sie als Business-Coach haben wird?

Selbstliebe

Im Gegensatz dazu sprechen wir dann von Selbstliebe:

Selbstliebe wird als die allumfassende Annahme und uneingeschränkte Liebe seiner selbst definiert.

Allerdings kann diese nicht wie mit einem Lichtschalter eingeschaltet werden, sondern sie entwickelt sich im Laufe der Zeit, genauso wie sich Liebe zu einem Partner entwickeln darf. Sie dürfen sie aber pflegen, immer wieder das zu Beginn kleine Pflänzchen regelmäßig gießen und mit Nährstoffen versorgen.

Wenn wir uns selbst lieben möchten, sollten wir damit beginnen, uns gegenüber uns selbst so zu verhalten wie jemand, den wir lieben könnten.

Nun mag sich der Weg zur großen Selbstliebe vielleicht noch ein langer für den einen oder die andere sein. Dazu gibt es aber jedenfalls einen Zwischenschritt:

Selbstmitgefühl

Erstmal hörte ich von diesem Modell als ich die Chance zu einem Interview mit der Positiven Psychologin Barbara Fredrickson (Die Macht der guten Gefühle), die mir empfehle ich solle mich dringend mit diesem wertvollen Thema befassen. Und wenn mir so eine Koryphäe dazu rät, tu ich es 🙂 (HIER Mehr zum Selbstmitgefühl samt kurzem Vortrag)

Warum ist Selbstmitgefühl dem SWG überlegen?

Untersuchungen zeigen dass vor allem in vermeintlich schwierigeren Situationen, wenn uns möglicherweise das SWG im Stich lässt, die Fähigkeit zum Selbstmitgefühl eine radikale Hilfe sein kann:

Menschen mit ausgeprägtem Selbstmitgefühl

  • haben ein akkurateres Selbstkonzept,

  • weniger Narzissmus und reaktiven Ärger,

  • liebevollere Beziehungen,

  • eine höhere Selbstwirksamkeit und emotionale Resilienz,

  • sie erreichen ihre Ziele eher,

  • leiden seltener unter Depressionen und Ängsten und

  • erholen sich schneller von Schlaganfällen als Menschen die sich mit Selbstkritik überziehen (Richter-Kaupp, 2014: S.95)

Somit zeigt sich das Üben von Selbstmitgefühl wohl als sinn- und wertvoll für eine mentale Gesundheit 🙂

Kristin Neff gilt als eine DER Expertinnen für Self-Compassion, sie war es auch die mir Barbara Fredrickson empfohlen hatte. Nach ihrem Modell (vgl. Neff, 2011: 39-106) teilt sie das Selbstmitgefühl in drei Komponenten

  1. Selbstfreundlichkeit
  2. Akzeptanz unserer Menschlichkeit und wechselseitigen Abhängigkeit
  3. Achtsamkeit (mindfulness)

Wir benötigen dafür einen achtsamen aufnahmebereiten und möglichst bewertungsfreien Bewusstseinszustand in dem wir dissoziiert (also uns selbst von außen betrachtend) auf unsere Gedanken und Gefühle schauen, ohne uns mit ihnen zu identifizieren, sie dabei zu unterdrücken oder gar zu leugnen.

Selbst-Empathie Praxisübung

Zum Abschluss gebe ich Ihnen gerne noch eine Praxisübung mit, die ursprünglich aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg stammt
Mit dieser können Sie Ihre Selbst-Empathie fördern, welche dann in Folge zum Selbstmitgefühl oder gar Selbstliebe erwachsen kann:

  1. Nehmen Sie zur Kenntnis, was Sie wahrgenommen haben: Gedanken, Bewertungen, Beurteilungen (er/sie/ich sollte, verdiene es…)
  2. Nehmen Sie Ihre Gedanken bewusst wahr: Welche Interpretationen, Bewertungen, Urteile, Fantasien… Realisieren Sie WAS tatsächlich geschehen ist, was hätte eine Kamera aufgezeichnet?
  3. Nehmen Sie im dritten Schritt Ihre Gefühle bewusst wahr, jetzt in diesem Moment an diese Situation denkend?
  4. Identifizieren Sie die Bedürfnisse die hinter jenen Gedanken und Gefühlen liegen könnten, wie bspw. Frieden, Freiheit…
  5. Verpflichten Sie sich nun selbst zu einer Strategie, die zur Erfüllung just jener Bedürfnisse zu erfüllen. Finden Sie sich eine konkrete Aktivität mit der Sie selbst ihren Beitrag leisten, das Bedürfnis zumindest zum Teil zu erfüllen.

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