Warum Kinder Tyrannen werden

Sprache schafft Realitäten. Oder beschreibt sie sie nur? Wohl beides und doch fand ich es spannend, dass ein Buch das der Kinderpsychiater Dr. Michael Winterhoff geschrieben hat, zum Bestseller geworden ist.

Um mich dem Thema anzunähern habe ich gelesen, einiges recherchiert, mir einige Gespräche von ihm angehört und seine Kernthesen zusammen gefasst:

Eltern und Lehrer müssen wieder anleiten und führen – und nicht ihr Kind entscheiden lassen wollen, was es gar nicht versteht
Das Kind bleibt sonst zurück und psychisch auf dem Stand eines Dreijährigen: Trotzig, unbelastbar, unfähig mit Frust, Enttäuschungen umzugehen.
Grundlegende Regeln des Sozialverhaltens wie Grüßen und Zuhören oder Zurückhaltung und Wahrnehmen des Anderen werden verweigert.

Die Abschaffung der Kindheit

„Wenn man diese Veränderung auf den Punkt bringen möchte, ist es so, dass wir es heute immer mehr mit respektlosen Kindern zu tun haben …Es passiert heute sehr oft, dass Eltern mit der Psyche des Kindes verschmelzen, nicht mehr zwischen sich und dem Kind unterscheiden“….„ein psychisch gesundes Kind würde sich am Erwachsenen orientieren“ … es ergibt sich die Gefahr, dass das Kind zur Kompensation benutzt wird. Kinder würden dann oft wie kleine Erwachsene behandelt.

Warum werden Kinder zu Tyrannen?

Weil die Psyche … sich nicht mehr altersgemäß entwickelt. …sie kommen nicht über das Weltbild des Säuglings hinaus: Ich kann alles und jeden steuern! …müssen aber die Erfahrung machen, dass sie Erwachsene nicht steuern können.

Was machen die Eltern falsch?

Sie sehen das Kind …als Partner. Eltern fühlen sich in der heutigen Welt selbst oft orientierungslos, zu wenig anerkannt, wollen deshalb von ihren Kindern geliebt werden. … verlassen die Elternposition und nehmen selbst die Kinderposition ein, machen sich abhängig und liefern sich dem Willen ihrer Kinder aus.

Es geht um Training!

Eltern haben die unattraktive Trainerrolle. Es ist einfacher als die ständigen Diskussionen, die man führen muss, wenn man glaubt, dass kleine Kinder schon Einsichtsfähigkeit besäßen.

Was können Erzieher und Lehrer tun?

Seit zehn Jahren werden in deutschen Kindergärten Kinder als Partner betrachtet. Es gibt verschiedene Angebote, aus denen die Kinder wählen sollen.
Kinder gelten als Partner mit eigener Persönlichkeit.
Aber das ist falsch: Die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen beginnt mit dem 8.-9. Lebensjahr und ist mit 18 noch nicht abgeschlossen. Kleine Kinder haben noch keine Persönlichkeit, brauchen Führung und Struktur. Wir müssen deshalb nicht nur die Pädagogik, sondern das psychologische Konzept verändern

Dr. Winterhoff hat die Brille eines erfahrenen Psychiaters und sieht somit einige Entwicklungsstörungen als Ursache der Situation.
Er beschreibt die Abschaffung der Kindheit, andererseits denke ich da an Autoren wie zB Dr. Rüdiger Dahlke der uns in einer Kinder-Gesellschaft sieht, in der viel zu viele niemals erwachsen werden.

Einige andere Faktoren, die möglicherweise in Ernährung und geänderter Wahrnehmung liegen könnten, klammert er aus. Doch könnte es sich lohnen, wenn diejenigen die mit Erziehungsaufgaben befasst sind (wer nicht) sich die einen oder anderen Muster die er aufzeigt bewusst machen und als „Möglichkeiten“ wahrnehmen.
Denn eine Erweiterung des vorhandenen REPERTOIRES um mit Herausforderungen umzugehen, ist möglicherweise für jeden von uns in der einen oder anderen Situation hilfreich, oder …. 🙂

Quellen:
Winterhoff, Dr. M. „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“
SR2 Fragen an den Autor
WE
DOMradio

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