Wissenschaftlicher Spirit bedeutet, nichts als selbstverständlich hinzunehmen und die Welt zu beobachten, als würde man sie zum ersten Mal sehen. Das Wundersame im Bekannten suchen.
Komisch, alles chemisch
Mal ehrlich, wenn du an Chemie denkst, was fällt dir da ein?
Meistens ist es wohl sowas wie ewig lange Formeln auswendig lernen, stinkende Versuche oder auch frustrierende Erinnerungen an Prüfungen.
Persönlich habe ich Chemie immer sehr gemocht, hatte sogar zusätzlich noch freiwillig den Kurs „chemische Übungen“ dazu gemacht, um auch nachmittags mehr über die Hintergründe der chemischen Welt zu erfahren.
Hinter praktisch allen Dingen, die uns im alltäglichen Leben begegnen stecken naturwissenschaftliche Phänomene, Effekte, Verbindungen, Reaktionen…
Lernen mit YouTube
Mai Thi Nguyen-Kim kannte ich schon einige Zeit als YouTuberin, wo sie mit ihrem Kanal eine junge Zielgruppe für Wissenschaft begeistern will. Dabei bedient sie sich einiger gehirn-gerechter Methoden und schafft es so, (auch mich) immer wieder mit spannenden Gedanken und Überlegungen zu konfrontieren, aber immer charmant und mit wissenschaftlichem Spirit.
Mit YouTube ins Fernsehen
Mai ergänzt Harald Lesch bei seiner Sendung und dabei wirklich eine würdige Nachfolgerin Ranga Yogeshwars bei der TV-Show Quarks. Ganz besonders mag ich, wie sie uns für Wissenschaft zu begeistern sucht.
Wissenschaftlicher Spirit ist der Moment, in dem man seine tägliche Tasse Kaffee in den Händen hält und feststellt: »Hm. Alles Moleküle. Krass.«
Und wer bislang gedacht hatte, die MINT Fächer (allen voran Chemie) – seien viel zu kompliziert, oft abgehoben, den belehrt sie jetzt eines Besseren.
In ihrem aktuellen Buch „Komisch, alles chemisch!: Handys, Kaffee, Emotionen – wie man mit Chemie wirklich alles erklären kann“ führt uns Mai durch einen ganzen Tag und erklärt jeweils im Nebenbei wie und warum diese alltäglichen Phänomene so wirken und funktionieren.
Ein Tag voll Wissenschaft
Der Tag beginnt mit der Chemie des Aufwachens, mit Melatonin- und Cortisol-Spiegel. Wir erfahren, wann der richtige Zeitpunkt für den ersten Kaffee ist, warum Fluoride in der Zahnpasta enthalten sein sollten und warum das Chaos, das uns im Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch erwartet, vom Universum gewollt ist.
Wissenschaftlicher Spirit ist Freude an Komplexität und dem Widerstehen einfacher Antworten. Wer die Chemie für sich entdeckt und Gefallen daran findet, chemische Zusammenhänge zu verstehen, bereichert damit nicht nur sein Leben und seinen Alltag, sondern wird zwangsläufig auch Spaß an Komplexität entwickeln.
Wir lernen Neues über die Zusammensetzung von Gorillaglas und die Funktionsweise von Handyakkus, wie sie länger halten und warum sie manchmal explodieren. Wir verstehen plötzlich, warum nur Aluminiumsalze gegen Schweißflecken helfen, wieso Schweiß überhaupt stinkt und was man dagegen wirklich tun kann.
Wissenschaftlicher Spirit bedeutet, Schönheit im Innern der Dinge zu erkennen, die Blume mit den Augen Richard Feynmans zu sehen. Zu sehen, dass mit jeder neuen wissenschaftlichen Erkenntnis mehr Fragen, mehr Wunder und mehr Schönheit hinzukommen.
Beim Einkauf im Supermarkt klärt Mai, ob sich mit Sauerstoff angereichertes „Sport-Mineralwasser“ wirklich lohnt. Am Abend verrät sie das Geheimnis eines perfekten Schokotörtchens – und natürlich geht es zu fortgeschrittener Stunde auch darum, was auf molekularer Ebene eigentlich los ist, wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt.
Wissenschaftlicher Spirit heißt, kontrollierte, randomisierte Studien zu feiern, in denen Forscherinnen und Forscher sich selbst blind machen, weil sie wissen, dass unsere persönlichen Erwartungen unser kritisches Denken immer trüben.
Wissenschaftlicher Spirit – Denken hilft
Wissenschaftlicher Spirit bedeutet eine Liebe zu Zahlen und Fakten. Dazu gehören auch ein Bewusstsein für die eigenen Vorurteile, die wir alle haben, sowie ein kritischer Blick auf unsere persönlichen Meinungen und die Bereitschaft, diese jederzeit zu ändern, wenn die Fakten es verlangen. Fakten und persönliche Meinungen dürfen nicht gleichwertig behandelt werden.
Das Buch „Komisch, alles chemisch!: Handys, Kaffee, Emotionen – wie man mit Chemie wirklich alles erklären kann“ erachte ich als echtes Highlight, Mai strahlt mit ihrer Leidenschaft richtig an und ihre Art gehirn-gerecht vorzugehen begeistert (nicht nur) mich 🙂
Seit 2000 befasst sich Andreas K. Giermaier MSc. BSc. wissenschaftlich mit gehirn-gerechten Strategien für Erfolg beim Lernen, im Business und in der Psychologie.
Mit seinem damals zusammen mit Vera F. Birkenbihl gegründeten Online-Coaching-Magazin, dem Blog „Lernen der Zukunft“ erreicht er heute hunderttausende Leser, über seinen YouTube Kanal mittlerweile Millionen.
Dadurch wurde er zum gefragten Guide durch den Dschungel des Wissens. In seiner Gesprächsreihe zum „Gelingenden Leben“ interviewt er zudem regelmäßig namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und vor allem Wissenschaft.