Das kluge Unbewusste – besser entscheiden durch Intuition

Für meine Thesis an der Uni durfte ich mich intensiv mit der Intuition und ihrem Einfluss im Business befassen, mich im Zuge dessem mit einer Menge mehr oder weniger guter oder schlechter Literatur befassen. Einen Einblick gab ich hier schon Intuition im Business

Einer der Highlights ist das Werk von Ap Dijksterhuis:

Der in den Niederlanden wirkende Professor Ap Dijksterhuis zählt zu den weltweit anerkanntesten Forschern zum Unbewussten. Er hat in vielen hundert Experimenten untersucht, welche Beiträge das Unbewusste in den verschiedensten Lebensbereich leistet. Und er trägt durch seine teils bahnbrechenden Ergebnisse eindeutig zur „Wiederherstellung“ der in Verruf geratenen und in die Esoterik-Ecke verbannten Intuition als wertvolle Art des (ganzheitlicheren) Denkens und Fühlens bei.

Ein sehr empfehlenswertes Buch trägt seine wichtigsten Forschungsarbeiten bisher, in einfach zu lesender und trotzdem wissenschaftlich stets korrekter Art und Weise in den Fokus: Das Kluge Unbewusste.

Denken mit Gefühlen UND Intuition

Unter anderem beforschte er auch seinen Einfluss beim Treffen von Entscheidungen.
Er hat eine Vielzahl an Experimenten über das unbewusste Entscheiden initiiert. Ziel war zu prüfen, ob das Unbewusste sich weiter um seine Aufgaben (Probleme zu lösen, Entscheide zu treffen…) kümmert, während das Bewusstsein sich mit anderen Dingen auseinander setzt.Unbewusst

Experimente zum Unbewussten

Im ersten Experiment wurden an die Studienteilnehmer insgesamt 48 positive und negative Informationen über vier potenziell zu beziehende Wohnungen gegeben, wobei eine davon in allen relevanten Aspekten besser war. Es blieb ihnen aufgrund des raschen Darstellens der Informationen nur wenig Zeit, überhaupt bewusste Erwägungen mit einzubeziehen.

Die Teilnehmer wurden dabei in drei Gruppen unterteilt:

  1. Gruppe 1 sollte schnell entscheiden,

  2. Gruppe 2 bewusst die gegebenen Fakten vergleichen, erst danach entscheiden.

  3. Gruppe 3 hingegen musste sich nach der Kurzinput mit den Wohnungsinformationen einer anderen Aufgabe widmen und danach entscheiden. Dieses Setting sollte sie vom bewussten Nachdenken abhalten, wodurch man erkennen würde, ob das Unbewusste weiterarbeitet.

Die Unbewussten Gewinner

Ergebnis war, dass die rein unbewussten Entscheider noch vor den bewussten und den schnellen lagen.

Diese und weitere ähnliche Studien Dijksterhuis (vgl. 2006 und 2014) zeigen den großen Mehrwert, den Entscheidungen durch das Nutzen des Unbewussten erhalten. Das Unbewusste Entscheiden und Denken zeigt sich als dem Bewusstsein überlegen, wenn es um solch doch schon recht komplexe Entscheidungen wie einer Wohnungswahl geht. Dabei wollte Dijksterhuis noch wissen inwiefern das Unbewusste auch noch überlegen ist, wenn es um einfachere Vergleichsaufgaben geht.

Unbewusst entscheiden – Deliberate without attention effect

Dazu führte er eine vom Aufbau wieder ähnliche Studie durch, allerdings ging es um die Wahl zwischen vier Autos mit unterschiedlichen Merkmalsquantitäten: es waren dies jeweils 4, 8 oder 12 Merkmale, welche den Komplexitätsgrad repräsentieren sollten. Das Ergebnis zeigte auch hier wieder, dass die unbewussten Entscheider bei höheren Merkmalsquantitäten die besseren Ergebnisse erzielten als die bewussten. Allerdings waren die Entscheidungen der bewussten Entscheidergruppe besser, sobald es einfacher wurde. Daraus kann geschlossen werden:

Es gibt im Zusammenhang mit bewusstem und unbewusstem Denken eine Abhängigkeit der Qualität von Entscheidungen je nach Komplexitätsgrad
(Holtfort, 2013: S. 49).

Dieser hier von mir beschriebene Effekt wird als Deliberate without attention effect bezeichnet.

Literatur: