Was schenken wir unseren Kindern?

Kennen Sie das auch? Nicht nur an Weihnachten: Kinder werden überhäuft mit kiloweise Süßkram, den neuesten Tools, Spielzeugen, Kleidungsstücken etc. Und noch mehr davon. 
Mir fällt dies sehr stark auf, wohl auch, weil es immer weniger Kinder bei immer mehr älteren Menschen gibt. Mathematisch gesehen könnte dies eine Begründung sein, doch wenn wir tiefer blicken, rührt diese Übermacht der Wirtschaft über Familienfeste wie Weihnachten aus anderen Quellen.
(Lesetipp: Was schenken wir unseren Kindern?: Eine Entscheidungshilfe)

Die falschen Geschenke

Das kleine Kind hat an sich keine Wünsche „mitgebracht“, vielmehr sind im Gehirn genau zwei Grunderfahrungen verankert:

  • die engste Verbundenheit mit seiner Mutter
  • die Erfahrung des fortwährenden Weiterwachsens.

Solange sich das Kind weiterhin verbunden fühlt, erprobt das Kind was alles möglich ist und wie dies gehen könnte. So funktioniert Lernen im besten Sinne des Wortes. Die miteinander verkoppelten Grunderfahrungen von auf der einen Seite Verbundenheit und andererseits der Autonomie sind dadurch im Gehirn fest verankert und bestimmen die Erwartungen aller Kinder weltweit.

Was sollen wir dann schenken?

Wir sollten alles schenken, was ihm dabei hilft, sein angeborenes Vertrauen zu sich selbst und dem wachsenden Vertrauen zu uns und zu seinen Begleitern niemals mehr zu verlieren. Damit würden wir unsere Kleinsten schon davor schützen, nicht darauf hereinzufallen, was ihnen von Menschen angeboten werden wird, denen eben NICHT das Glück der Kinder, sondern ausschließlich ihr eigener Vorteil und monetäre Gewinn am Herzen liegt…

Warum wir schenken

  • Ich schenke dir das, WEIL. Das ist der perfekte Einstieg in die Welt des Leistung/Gegenleistungs-Prinzip. Das Kind hat irgendwas gemacht, geleistet und daher hat es sich das Geschenk „verdient“ oder erarbeitet. Zudem soll dadurch wohl auch das Kind darin bestärkt werden, in Zukunft diese Fähigkeit vermehrt zu üben.
  • Ich schenke dir das, DAMIT… Dies ist der noch direktere Weg, den die Erwachsenen oft gehen, um den Kindern Erwartungen und Bestrebungen „unterzujubeln“
  • Oft sind es auch einfach eigenes Verlangen oder das eigene Bedürfnis des Erwachsenen. Das eigentliche Defizit liegt also nicht im Kind, sondern in der Welt des Erwachsenen. Der Wunsch danach, von dem Kleinen geliebt zu werden.

Vielleicht wünschen wir uns dadurch eine engere Verbundenheit mit dem Kind, allerdings kann man sich nicht in die Herzen der Kinder einkaufen. Ein wahres Gefühl von Verbundenheit entsteht, wenn das Kind von sich aus spürt, dass wir gern mit ihm zusammen sind, es ernst nehmen und auch nicht bedrängen!

Wer aber versucht, sich in die Gefühle der anderen „einzukaufen“, eigentlich die Geborgenheit, die Nähe, die Sicherheit und Bedeutsamkeit suchen, die bisher im Leben noch nicht erfüllt worden war? Dies scheint dann wohl eher eine Art von Unfähigkeit zu sein, einen anderen Menschen ohne Erwartung, ohne Absicht bedingungslos zu lieben.

Ein Kind, das einfach nur geliebt wird, weil es da ist, brauchte eigentlich keine Geschenke

Wie Kinder verführt werden

Einerseits biologisch begründet (Neuromarketing), denn Süßes und buntes ist genau das, worauf das junge Gehirn „steht“, andererseits ist es der schlichte Wunsch des Dazugehörens, der Kinder dazu bringt, die neue Playstation, das neue Smartphone etc. UNBEDINGT haben zu wollen.

Wie Lernen funktioniert

Potentialentfaltung ermöglichen. Das geht nicht über Unterricht im klassischen Sinne. Kinder werden zum Gestalter des eigenen Entfaltung und Lernprozesses, wenn es ausprobieren darf. Mit eigenen Händen aufbauen, krabbeln, laufen, sogar Sprachen lernen oder auf Bäume klettern…

Alles wobei sie vorerst SPIELERISCH probieren und, wenn es gelingt, sich darüber freuen, dass es gelingt, führt zu weiterem Üben, bis sie es noch besser können. Das ist die Aufwärtsspirale des spielerischen Lernens.

Es erlebt sich dabei als Subjekt, als eigenständige Person, die sich von Tag zu Tag ihre Lebenswelt mehr erschließt und ihren Horizont erweitert. Und je mehr sich seine Begleitpersonen mit ihm freuen, was ihm so alles gelingt, umso stärker fühlt sich das Kind von ihnen gesehen und mit ihnen verbunden… […]

Das wichtigste Bedürfnis das wir bereits auf die Welt bringen, ist das nach Verbundenheit und Geborgenheit. die wichtigsten Erfahrungen, die wir beim Hineinwachsen in diese Welt machen, sind Beziehungserfahrungen

Wenn nun aber dieses Gefühl des Vollkommenen Angenommen Seins nur erfüllt wird, wenn wir uns den ERwartungen anderer unterwerfen, dann werden wir uns so lange eben daran anpassen, bis wir diese Erwartungen auch dementsprechend erfüllen. Das nennt man dann wohl Erziehung.

Das kindliche Gehirn strukturiert sich anhand der Erfahrungen, die das Kind bei all seinen Versuchen erwirbt, sich in der Welt zurecht zu finden. Und dafür ist es nie zu spät. Dank der Neuroplastizität können wir, ein Leben lang, noch zu dem werden, als der wir gemeint waren.

Selbstvertrauen lernen

Den sicheren Hafen zu entwickeln, damit sich die Kinder im Leben geborgen fühlen ist möglich. Doch wahres Selbstvertrauen bildet sich nur dann, wenn das Kind dabei immer wieder Möglichkeit hat, sich selbst zu beweisen, es KANN Probleme lösen und es KANN Herausforderungen stemmen (Selbstwirksamkeit). Daher ist es eben nicht unbedingt der beste Weg (den viele Eltern heute gehen), dem Kind alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Ohne Probleme, keine Fehler und auch kein Wachstum oder Lernen.

In einer Welt, die sich so schnell verändert, dass heute niemand mehr sagen kann, welches Wissen morgen gebraucht wird, ist die Bewahrung der angeborenen Lernfreude der wichtigste Schatz, den wir unseren Kindern mit auf den Weg geben können.

Was aber nun sollen wir schenken?

Es sind die Momente der Liebe, des gemeinsamen Seins, an die wir uns erinnern. Die Gefühle tiefer Verbundenheit und Geborgenheit. Eben solche Momente können wir kreieren. Dies ist vielleicht nicht planbar, doch es ist die Einstellung, die Bereitschaft des Zulassens solcher nicht planbarer Events.

Bedingungslose Liebe

Liebe ist mehr als Wertschätzung, Respekt oder Hingabe. Nicht mal das vollkommene annehmen oder sich kümmern reciht dazu.

Kinder brauchen liebevolle Begleiter, die ihnen helfen, sich auf dem Weg, den sie für ihr Leben suchen, nicht mehr so zu verirren, dass sie später nicht wieder zurück finden.

  • Liebe ist kein Gefühl, sondern eine innere Haltung und Einstellung, die Entwicklung erst ermöglicht.
  • Ein wahrhaftig Liebender wird man durch eine bewusst getroffene Entscheidung

Und wenn es die liebe ist, die uns hilft, Verwicklungen zu vermeiden und Entwicklung zu ermöglichen, dann mann man nicht lieben, ohne alles zu tun, dass genau das auch wirklich geschieht.

Kinder die eine solche bedingungslose Liebe spüren, brauchen dann auch keine Geschenke mehr…

Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther und André Stern (ein wunderbarer junger Mann, er war bekannt geworden mit dem Claim „Ich war niemals in der Schule“) widmen sich diesem Thema Was schenken wir unseren Kindern?: Eine Entscheidungshilfe in einem wundervollen kleinen Büchlein voll Tiefe und Herzenswärme.