Wie wir Objekte im Gehirn wahrnehmen
Unser Gehirn setzt darauf, wann immer es geht Energie zu sparen. Es lernt schon in frühen Jahren, sich visuelle Muster und sogar Gegenstände zu merken, um diese mit der aktuellen Seherfahrung zu vergleichen abgleichen und wiedererkennen können. Dafür legt es in Kurz & Langzeitgedächtnis eine Art „Visuellen Bücherschrank“ an, in den die Informationen einsortiert und bei Bedarf wieder herausgeholt werden können, wen ähnlich anmutende Bilder wieder erkannt werden.
Gesichter wahrnehmen
Insbesondere die Abteilung „Gesichter“ in unserem visuellen Bücherregal besonders groß gehalten.
So brauchen wir nur wenige Indizien um den Rest zu ergänzen. Denken Sie an Emoticons. Mit ☺ reichen diese wenigen Informationen um eine Art Gesicht zu erkennen.
Irritation fürs Marketing nutzen
Wie stark wir auf die Darstellung von Gesichtern fixiert sind, zeigt sehr anschaulich das Fallbeispiel Mercedes-Benz:
Für die Werbung ihres „Blind Spot-Assistenten“ bediente sich der deutsche Autobauer folgender beeindruckender, aber auch kognitiv erstmal irritierender Motive: Das Auge springt hierbei zwischen Profil- und Frontalansicht hin und her.
Visuelle Bibiliotheken im Gehirn
In unseren Gehirnen legen wir dabei richtige Bibliotheken an visuellen Objekten an. Jedesmal, wenn wir etwas erblicken, läuft eine Art Vergleich ab, wo das vorhandene als Vorlage genutzt und für einen Vergleich heran gezogen wird.
Dabei wird dieses nicht nur einfach als flaches Bild abgespeichert, sondernkann dann auch in 3D verfügbar gemacht werden. So erkennen wir bspw. unseren neuen Mercedes auch, wenn wir ihn von der Seite sehen, auch wenn wir vorher vielleicht nur die Vorderfront gesehen hatten. Das Gehirn rechent sich den Rest sozusagen zurecht wie ein Supercomputer. Auch wenn (kleine) Veränderungen an einem Objekt passieren (eine andere Fristur oder Kleidung bei einem Menschen) erkennen wir ihn weiterhin. Wir speichern somit nicht Objekte an sich als fix, sondern eher Konzepte der Objekte.
Drei Speicher im Gehirn
Der visuelle Speicher greift dabei in drei Ebnen:
- Das ikonische Gedächtnis speichert alles, was unter einer Sekunde stattfindet, dafür aber relativ große Informationsmengen.
- Das visuelle Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen für Minutenbruchteile
- Das visuelle Langzeitgedächtnis kreiert nun diejenigen Erinnerungen, die wir über Jahre oder gar lebenslang immer wieder abrufen können
Dies ist nur ein klitzekleiner Auszüge des Wissens, das Sie mit Visuellem Storytelling auch im Business nutzen können und sollten.
Buchtipps
- Petra Sammer (2015). Visual Storytelling: Visuelles Erzählen in PR und Marketing
Die Autorin erklärt schön anschaulich (grad bei diesem Thema 😉 ) in einfacher Art und Weise, welch Vielfalt an Möglichkeiten sich auftun, sobald man sich etwas in die Untiefen der Wahrnehmungspsychologie vorwagt. - Pia Kleine Wieskamp (2016). Storytelling: Digital – Multimedial – Social: Formen und Praxis für PR, Marketing, TV, Game und Social Media.
Die Autorin führt Sie in ihrem Buch durch die Welt des Storytelling, vielfarbig, ein echter Genuss, dieses Buch für sich zu durchstöbern. Und: sehr lehrreich 🙂
Seit 2000 befasst sich Andreas K. Giermaier MSc. BSc. wissenschaftlich mit gehirn-gerechten Strategien für Erfolg beim Lernen, im Business und in der Psychologie.
Mit seinem damals zusammen mit Vera F. Birkenbihl gegründeten Online-Coaching-Magazin, dem Blog „Lernen der Zukunft“ erreicht er heute hunderttausende Leser, über seinen YouTube Kanal mittlerweile Millionen.
Dadurch wurde er zum gefragten Guide durch den Dschungel des Wissens. In seiner Gesprächsreihe zum „Gelingenden Leben“ interviewt er zudem regelmäßig namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und vor allem Wissenschaft.