Intuition – Erfahrung als Bedingung?
Viele von Ihnen wissen, ich habe mich für meine Thesis in Wirtschaftswissenschaften (Strategic Marketing) mit dem Thema der „Intuition im Business“ befassen dürfen 🙂 Dies ist ein unerschöpfliches und immens spannendes Forschungsfeld, dazu habe ich wohl hunderte Artikel und zig Bücher durchgearbeitet und gelesen. Einige davon werde ich an dieser Stelle vorstellen, beginnend mit einem Highlight: „Feel It-So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen“ und generell Andreas Zeuch (2010).
Als erstes muss einmal geklärt werden WAS denn unter Intuition verstanden wird. Dazu gibt es wohl eine Vielfalt an Zugängen.. Einer davon kommt von Eric Berne. Er gilt als der Begründer der Transaktionsanalyse und lehnt seine Beschreibung von Intuition stark an die des Aristoteles:
Eine Intuition ist Wissen, das auf Erfahrung beruht und durch direkten Kontakt mit dem Wahrgenommenen erworben wird, ohne dass der intuitiv Wahrnehmende sich oder anderen genau erklären kann, wie er zu der Schlussfolgerung gekommen ist. (Berne, 1991: S. 36).
Der deutsche Wissenschaftsjournalist Andreas Zeuch versteht es nicht nur exzellent seine wissenschaftlichen Forschungen in die Businesswelt zu übertragen, sondern erläuterte schon in seiner Dissertation zur Trainierbarkeit von intuitiven Fähigkeiten (vgl. Zeuch 2004), welch immense Auswirkungen der Faktor des Nicht-Rationalen, Unbewussten auf sämtliche Entscheidungen haben kann und muss.
Die Intuition von Nicht Experten
Außerdem schreibt er eben diesem immensen unbewussten Speicher den Grund zu, warum eben auch Nicht-Experten zu guten Intuitionen in der Lage sind und es so nicht ausschließlich auf die fachspezifische Expertise beruhe, ob man einer Eingebung ver-trauen kann oder nicht. Er führt diesen Gedanken in seinem meiner Meinung nach exzellenten Werk „Feel It!“ noch weiter (Zeuch, 2010).
Wann ist Intuition effektiv?
Gerade das unbewusste Repertoire, das auch ein Berufsanfänger schon besitzt kann bei weitem ausreichen: Er kommt nicht als ungeschriebenes Blatt in das Unternehmen. Die Qualität einer solchen Bauchgefühls ist daher nicht unzuverlässiger sondern vielmehr eine Frage der Erfahrung und des Vertrauens in die eigene Intuition (Zeuch, 2010: S.123).
Denn das im Unbewussten liegende Wissen bringt dabei vier Bereiche an Erfahrung mit:
- Fachwissen,
- Sozialkompetenz
- Methodenkompetenz und
- die professionelle Intuition, welche dabei aber die ersten drei völlig durchdringt.
Vertrauen in die eigenen intuitiven Fähigkeiten – Selbstwirksamkeit
Wenn Intuition die Metakompetenz ist, muss ein Vertrauen in das eigene Unbewusste und der eigenen Intuition gegenüber aufgebaut werden. Vertrauen in die eigenen intuitiven Fähigkeiten – stärkt diese um ein Vielfaches. Vertrauen in die eigene Intuition, die Überzeugung, überhaupt selbst Einfluss ausüben zu können, ein essenzieller Erfolgsfaktor. Zudem braucht es unterstützende Glaubenssätze, die den Menschen darin unterstützt, eine eigene Fähigkeit zu können und zu wertschätzen bzw. eine fortwährender Erweiterung und Lernfähigkeit als Ressource zu nutzen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig den Begriff der Selbstwirksamkeitserwartung zu etablieren: Self-efficiacy, der Glaube daran, selbst etwas mit seinen Handlungen bewirken zu können.
Diese kann und muss schon von Beginn an gefördert werden. In Folge ist es dann möglich, die notwendige Menge an Expertise und Facherfahrung aufzubauen.
Das Unbewusste lernt – ein Leben lang
Für Zeuch (vgl. 2011: S. 150) ist das allmähliche Erweitern der intuitiven Kompetenzen ein Weg der sich über die gesamte Lebensspanne zieht, er vergleicht intuitive Meisterschaft mit denen von Meistern jedweder anderer Couleur und Profession: seien es Musiker, Tänzer, Schriftsteller…
Entscheidung intuitiv – Rechtfertigung rational
Diese kann dann zur Legitimation dienen, während eigentlich intuitiv mit dem Vertrauen ins Unbewusste entschieden wird (vgl. Zeuch, 2010: S.123ff.).
Es gibt somit verschiedene Arten von Intuition und bei den meisten ist Erfahrung wichtiger Bestandteil. Doch die Behauptung man brächte diese generell für alle intuitiven Herausforderungen ist schlicht falsch und so nicht haltbar.
Zeuch räumt nicht nur mit solcherlei Mythen auf, sondern gibt zig zig Beispiele aus der Praxis für die Praxis an, erklärt das Thema stets wissenschaftlich akkurat und doch gut zu lesen. Zudem zitiert er stets korrekt gibt an, wo man weiterlesen kann, und hat zudem noch ein ausführliches Literaturverzeichnis samt Stichwortverzeichnis im Anhang. Tipp!
Literatur
- Zeuch, Andreas (2004): Training professioneller intuitiver Selbstregulation. Theorie, Empirie und Praxis. Dissertation, Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
- Zeuch, Andreas (2010). Feel it! : So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen (1. Aufl. ed.). Weinheim: Wiley-VCH-Verl.
Seit 2000 befasst sich Andreas K. Giermaier MSc. BSc. wissenschaftlich mit gehirn-gerechten Strategien für Erfolg beim Lernen, im Business und in der Psychologie.
Mit seinem damals zusammen mit Vera F. Birkenbihl gegründeten Online-Coaching-Magazin, dem Blog „Lernen der Zukunft“ erreicht er heute hunderttausende Leser, über seinen YouTube Kanal mittlerweile Millionen.
Dadurch wurde er zum gefragten Guide durch den Dschungel des Wissens. In seiner Gesprächsreihe zum „Gelingenden Leben“ interviewt er zudem regelmäßig namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und vor allem Wissenschaft.