Unternehmer sein – Die eigene Heldenreise wagen
Es ist bedrohlich, löst tiefgreifende Ängste aus. Dieses große imaginäre Monstrum, dieser Riese der Selbstständigkeit. Gleich mehrere Herausforderungen treffen dabei aufeinander:
- die (vermeintliche) Sicherheit, am nächsten Ersten des Monats den Gehalt überwiesen zu bekommen fällt weg
- Die Sicherheit, die Zahlungen am Ersten jeden Monats decken zu dürfen
- Die Frage, OB ich denn überhaupt genügend an Wert zu bieten habe, um dann auch noch fürstlich dafür bezahlt zu werden
- Die Angst davor, dass dein Leben mehr statt finden wird, sondern nur noch harte Arbeit (selbst und ständig arbeiten)
- Die Angst mich verwundbar zu zeigen, mich voll und ganz sichtbar in den Markt zu begeben
Hochstapler Syndrom & Scheinriesen machen Angst
Dazu kommt auch noch das Imposter (=Hochstapler-) Syndrom, das viele von uns in sich tragen. Vielbegabten Menschen fällt es meist besonders schwer, die eigenen Leistungen anzuerkennen. (vgl. dazu Heintze, 2016)
Vielleicht bin ich ja gar nicht so gut, wie ich behaupte oder wie die anderen mich halten. Was wenn die drauf kommen, dass ich gar nicht wirklich gut bin?
Es dominiert das Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben. Selbstzweifel nehmen zu, beinah wie Betrüger kommen sie sich vor.
Doch was wenn all diese Ängste gar nie wahr würden, was wenn es sich um Scheinriesen handelt? Kennen sie den Begriff? Er stammt von Michael Ende aus dessen Buch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Der Scheinriese ist eine Gestalt, die aus der Ferne betrachtet, immens groß und mächtig, dabei besonders bedrohlich erscheint. Je mehr sich Jim Knopf und Lukas dem Riesen nähern, desto kleiner wird dieser, bis sie ihm dann direkt gegenüber stehen und… er sich als NORMAL groß entpuppt. Und sich als ein eigentlich ganz freundlicher und netter Zeitgenosse gebiert.
MUT zum Leben. MUT zum Abenteuer
Im folgenden Zitat beschreibt der damals 85jährige Jorge Luis Borges (*1899-+1987) besser ich aktuell dazu in der Lage wäre, warum es sich lohnen könnte, das Leben voll Mut und Leidenschaft als Abenteuer zu (er)leben.
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im nächsten Leben würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter als ich gewesen bin, ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen, Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen, die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.
Freilich hatte ich auch Momente der Freude.
Aber wenn ich noch einmal anfangen könnte, würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weißt, aus diesen besteht nämlich das Leben.
Nur aus Augenblicken.
Vergiss nicht den jetzigen.
Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst barfuß gehen.
Und ich würde mit mehr Kindern spielen, wenn ich das Leben noch vor mir hätte.
Aber sehen Sie ….. ich bin 85 Jahre alt und weiß, dass ich bald sterben werde ….
Zum Helden Deines Lebens werden
An dieser Stelle erachte ich es als wichtig, das Modell der Heldenreise von Joseph Campbell (Der Held in Tausend Gestalten) hier kurz zu erläutern. Campbells Modell wird im heutigen Storytelling häufig angewandt und basiert auf dessen Forschung, wie Mythen in allen Kulturen und Zeiten einem stets gleich ablaufenden, gemeinsamen Strickmuster folgen. Er bezeichnete dies als den Mono-Mythos. Wir kennen ihn prototypisch aus unseren Sagen und Märchen, heute in großen Erzählungen wie der
- StarWars-Saga
- Zurück in die Zukunft
- Indiana Jones
- Harry Potter
- Herr der Ringe uvm.:
Es gibt einen Helden, der sich einer Herausforderung zu stellen hat. Am Weg findet er einen Mentor der ihn kräftig unter die Arme greift, ihm die essenziellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Denkstrukturen beibringt, um ihn dann zum epischen Kampf zu senden, der dann aber auch von Erfolg gekrönt wird. Nach diesem gilt es nun das Neugelernte zu integrieren und weiter zu gehen. In seiner einfachsten Form könnte man auch den Dreischritt von Aufbruch, Abenteuer und Rückkehr zusammenfassen.
Sich selbst als den Helden zu sehen und mutig voran zu schreiten, mag als eine Kraft spendende und inspirierende Metapher wirken.
Machen wir mal ein Gedankenexperiment: Wie spannend wäre es denn gewesen, wenn ein Luke Skywalker es den meisten von uns gleich getan und sich für den bequemen Weg des geringsten Widerstands entschieden hätte? Er würde folglich argumentieren
Och nee das ist mir alles zu anstrengend hier! Soll doch jemand anderes das Imperium besiegen!
Jetzt denken Sie vielleicht. Ja, schön, ich bin der Held. toll. Hm. Aber woher beziehe ich die Kraft und die Fähigkeiten die ich dafür brauche.
Eigene Motivatoren finden
Was motiviert Sie, sich selbstständig zu machen?
Die Hoffnungen nach erfüllender Arbeit, freier Zeiteinteilung, die Abwesenheit eines Chefs der einen herum kommandiert, bestimmt, was man denn wann zu tun oder zu lassen hätte.
Viel Kraft erwächst aus der Wertschätzung sich selbst gegenüber. Diese macht DEN großen Unterschied zwischen denen, die gut von ihrer Hände Arbeit leben können und denen, die fortwährend zu wenig in der Geldbörse haben.
Voraussetzung für ein glückliches Unternehmerdasein
Der Online Coach Martin Weiss (Big-Shift) ist für mich seit Jahren immer wieder ein Mentor. Er selbst hat sich eines der größten Online Lernportale für Persönlichkeitsentwicklung aufgebaut. Dabei sind seine Angebote und Business-Entscheidungen stets integer, authentisch, ehrlich und so, dass wirklich alle Parteien davon profitieren (vgl. dazu auch seine Ausführungen in Klein, Urban, 2016). Er folgt dabei jedenfalls Gary Vaynerchuks Forderung danach, ein Vielfaches kostenlos zu geben, bevor man dann zum einen Kauf bittet. Daher freut es mich besonders, dass er zu Heide Liebmanns Buch beiträgt:
„Werde ich es schaffen?“ „Wie sieht das jetzt finanziell aus?“ […] Aber wenn man diesem Wildwuchs von Sorgen, Zweifeln und Ängsten an die Wurzel geht, entdeckt man oft einen eklatanten Mangel an Selbstliebe.
Für Martin zeigt sich als Basis allen unternehmerischen Glücks darin, dass du das, was du machst, wirklich liebst. Aber LIEBE zum Beruf reicht nicht aus. Du musst in deinem Bereich auch
- wirklich gut sein
- Kompetenzen erwerben
- Fachwissen aneignen
- Praxiserfahrung haben.
Essenzielle Fähigkeiten für jeden Unternehmer
Um erfolgreich das Daily Business zu meistern erachtet Martin die Liebe zu seiner Arbeit, ausgereifte Fähigkeiten und Organisationstalent, um die Abläufe einigermaßen im Griff zu halten, außerdem sind grundlegende kaufmännische Skills hilfreich. Doch der entscheidende Faktor ist
Du musst in der Lage sein, Marketing zu machen und deine Leistungen zu verkaufen. Wenn du das nicht kannst, kannst du deine Sache noch so sehr lieben, du kannst noch so toll organisiert sein, aber du wirst keinen Euro verdienen.
Darüber hinaus braucht ein Unternehmer den unbedingten Drang und Antrieb von innen heraus, denn nur dieser stärkt sein Durchhaltevermögen. Martin forciert eben diese Fähigkeit des Durchhaltevermögens so sehr,
… weil sie mich über alle Rückschläge und vor allem auch über all meine Schwächen und Inkompetenzen hinweg immer wieder ermuntert hat, dran zu bleiben und zu lernen, wie ich die Dinge besser geregelt bekomme.
Alles was man zum Unternehmerglück braucht?
Die Magie der unternehmerischen Persönlichkeit von Heide Liebmann ist ein umfangreiches Arbeitsbuch, das sich mit allen ebenen des unternehmerischen Daseins auseinander setzt. Von tatsächlichen How-Tos wie bspw. dem Installieren von Mikrogewohnheiten bis hin zu solch grundlegenden Fragen des Lebens-Sinns. Dazu baut sie auf einer Metapher, in der sie vier Mosaiksteine definiert, die zur erfolgreichen und erfüllten Unternehmerischen Persönlichkeit beitragen.
Selten fand ich bisher auf nicht mal 300 Seiten eine solche Varianz an Möglichkeiten sich selbst und sein Inneres zu erforschen, stets aber in Bedacht dies im Außen auch zur Entfaltung zu bringen. Zudem mag ich die Interviewauszüge gern, nicht nur, weil ich bspw. Ralf Senftleben (ZeitZuLeben) oder auch Martin Weiss (Big-Shift) ob ihres Soseins sehr schätze.
Top Empfehlung!
Quellen
- Liebmann Heide (2016) Die Magie der unternehmerischen Persönlichkeit. Wie Trainer und Coachs auf allen Ebenen erfolgreich werden. ManagerSeminare Verlag
Ergänzend: - Campbell, Joseph (2013). Die Macht der Mythen. (2-DVDs). Auditorium Verlag
- Heintze, Anne (2016). Auf viele Arten anders: Die vielbegabte Scanner-Persönlichkeit: Leben als kreatives Multitalent – Mit Selbst-Test: Erkenne dein Potenzial. Ariston Verlag
- Klein, T. & Urban, R. (2016). Erfolg durch Positionierung. Im Traumberuf Coach auf dem Markt bestehen.. Junfermann Verlag
- Tanja Klein im Expertentalk – Coach Dein Marketing
- Vaynerchuk, Gary (2015). Der Kampf um Kunden: So landen Sie gezielte Treffer mit Facebook, Twitter & Co. books4success Verlag
Das ist mein Beitrag zu Peer Wandigers Blogparade „Seid ihr glücklich als Selbständige?“ Selbständige arbeiten oft deutlich mehr, tragen ein größeres persönliches Risiko und verdienen teilweise weniger als Angestellte. Kann man da glücklich sein? Oder sind ganz andere Faktoren wichtiger, wie Selbstbestimmung, Spaß an der Arbeit…
Seit 2000 befasst sich Andreas K. Giermaier MSc. BSc. wissenschaftlich mit gehirn-gerechten Strategien für Erfolg beim Lernen, im Business und in der Psychologie.
Mit seinem damals zusammen mit Vera F. Birkenbihl gegründeten Online-Coaching-Magazin, dem Blog „Lernen der Zukunft“ erreicht er heute hunderttausende Leser, über seinen YouTube Kanal mittlerweile Millionen.
Dadurch wurde er zum gefragten Guide durch den Dschungel des Wissens. In seiner Gesprächsreihe zum „Gelingenden Leben“ interviewt er zudem regelmäßig namhafte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und vor allem Wissenschaft.
Hallo Andreas,
vielen Dank für diesen guten Beitrag. Vieles davon kann ich bestätigen, aus eigener Erfahrung und aus zahlreichen Gründungen, die ich als Marketingberaterin begleitet habe.
Ich bin nun mittlerweile seit bald 28 Jahren selbstständig und bereue es nicht. Allerdings muss jeder, der diesen Schritt geht, bereit sein, durch Höhen und Tiefen zu gehen.
Der Gewinn? Ich lerne mich kennen.