Einfach Beraten ohne Ratschlag

Jeder von uns hat jeden Tag viele Gespräche zu führen – manche sind Smalltalks, in vielen sollten jedoch gute, nachhaltige Lösungen gefunden werden. (vgl Buch Einfach beraten)
Da lohnt es sich darüber nachzudenken, wie Sie ganz einfach, fundiert und wirksam die Entstehung solcher Lösungen unterstützen können – egal, ob als Verkäufer, Geschäftsführer, Eltern, Ärzte, Service verantwortliche, Freunde, Partner…

Wie funktioniert aber nun dieses „einfach beraten“?
Wie können wir so einfach und effektiv wie möglich Lösungen erzeugen?

Meine Erfahrungen der letzten 25 Jahre zeigen: Es sind ein paar wenige, überraschende und auch überraschend einfache Kniffe, auf die es ankommt. Fünf davon stelle ich hiervor.

1. Beratung ohne Ratschlag

Einfach beraten heißt meiner Erfahrung nach, ohne Ratschlag zu beraten: Denn wenn wir aufhören, nach Lösungen aus unserem eigenen Erfahrungsschatz zu suchen, dann machen wir den Weg frei für die einzigartigen Lösungen, die unser Gegenüber selbst entwickelt– sei es nun ein Geschäftspartner, ein Mitarbeiter, ein Kunde, ein Nachbar, ein guter Freund oder seien es die eigenen Kinder.  

Wir stellen dann Fragen, anstatt zu antworten. Und natürlich sind das dann meiner Erfahrung nach optimalerweise nicht irgendwelche Fragen, sondern durchwegs offene Fragen.

2. Reporter einer optimalen Zukunft

Und wenn wir schon bei den offenen Fragen sind:
Ja, es macht meines Erachtens einen enormen Unterschied, ob Sie offene Fragen zur Vergangenheit oder zur Zukunft stellen.

Erfolgreiche Sparringpartner erlebe ich immer als versierte Reporter, die eine optimale Zukunft ergründen – die optimale Zukunft des Gegenübers:

Wie verkaufen Sie sich denn dann optimalerweise gegenüber Ihren Mitarbeitern?
Wie bringen Sie das Produkt für Ihre Kunden dann optimal zur Geltung?
Wie gestalten Sie dann das Zusammenleben mit den Nachbarn optimal?

– so könnten solche Fragen lauten.

3. Nicht locker lassen – dranbleiben!

Um Fragen zum Erfolg zu bringen – also daraus eine funktionierendeLösung entstehen zu lassen- macht es meines Erachtens Sinn, nachzufragen und indie Tiefe zu gehen; mit ebenso einfachen Fragen wie

Was noch? 
Was dann?
Wie noch? 
etc

4. Pixelerhöhung

Sie sind meines Erachtens dann erfolgreich, wenn Sie mit jeder Ihrer Fragen nach und nach das Bild des Gegenübers von der optimalen Lösung und sich selbst mit und in dieser optimalen Lösung schärfen. Oder anders formuliert: Ist das Bild scharf genug, so ist es direkt und sofort lebbar. Es entsteht dann nicht die Frage, „Aber ist das alles denn realistisch?“

5. Sofort leben – Sie brauchen keine „Wege“ und „Projekte“

Natürlich kann Ihr Gegenüber eine Lösung sofort leben, wenn er sie sich vorstellen kann und sie ihm realistisch genug erscheint. Dafür brauchen Sie nicht die Frage zu stellen,

Und wie setzen Sie jetzt Ihre Überlegungen um?

Und was tun Sie nun, um dieses Ergebnis zu leben?

Sie würden ja damit unterstellen, dass es noch etwas braucht, um das Erarbeitete auch tatsächlich leben zu können, und genau darin besteht der Trick:
Sie können das getrost weglassen, der Andere kann das Bild mit den hohen Pixeln „ohne Umwege“ einfach leben, wenn es für ihn nur genau und realistisch genug ist.

Mehr zum Relationalen Ansatz 
Radatz, Sonja (2017). Einfach beraten
Radatz, Sonja (2018). Beratung ohne Ratschlag: Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen