Texte werden geschrieben, damit jemand sie liest. Damit Ihre Texte gelesen werden, sollten sie lebhaft – und vor allem bildhaft sein! Versehen Sie Ihre Texte mit Sprachbildern, fesseln sie den Leser viel mehr. Denn: Malen Ihre Worte ein Bild für ihn, SIEHT er Ihre Gedanken. Zum Beispiel mit Wortwelten …
Gefühle wecken – mit Wörtern malen
Wollen Sie Bilder mit Ihrer Sprache malen, verwenden Sie konkrete Wörter! Abstrakte Wörter wie „Einspeisevergütungsordnung“ sind nicht nur unnötig lang und schwer lesbar, sondern auch langweilig. Deshalb: Konkrete Substantive sind der Schlüssel, um verstanden zu werden. Wollen Sie von einem Turm erzählen, präzisieren Sie das Bild noch: Ist es ein Leuchtturm, ein Fernsehturm oder ein Kirchturm? Jeder dieser Türme hat eine andere Bedeutung und zeichnet daher ein anderes Bild im Kopf des Lesers.
Wichtig: Sie wollen Substantive verwenden, die die Sinne des Lesers anregen und wiedergeben. Also Wörter, die man sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen kann. Deshalb ist es sinnvoll, Fachwörter bedacht einzusetzen. Ihr Leser muss diese mühelos verstehen. Daher achten Sie auch auf Ihre Zielgruppe. Jede Zielgruppe kennt unterschiedliche Fachbegriffe und Bilder – nicht jeder versteht alles!
Wie geht das mit den Bildern im Kopf? Gehirn-gerecht schreiben mit Metaphern
Wir können nicht alles riechen, schmecken oder anfassen – dennoch gibt es Wörter, die erlebbar für uns sind und deshalb ein bestimmtes Bild vor unserem inneren Auge hervorrufen. Das sind Wörter wie „Liebe“, „Hass“, „Trauer“, „Neid“ oder „Glück“. Auch wenn es sich hierbei um abstrakte Substantive handelt, können wir sie erfahrungsgemäß verstehen, weil wir sie erleben und etwas mit ihnen verbinden. Durch diese Erfahrungen lösen sie dann verschiedene, aber dennoch konkrete Gleichnisse in unserem Kopf aus.
Verben: Achtung! Bewegung!
Sie wollen Ihren Text möglichst lebhaft gestalten. Dann brauchen Sie Verben! Verben machen einen Text spannend und bringen Bewegung rein. Sie sind die Königswörter, da sie einen Text beleben und aufblühen lassen. Mit ihnen transformieren Sie starre Abläufe mühelos in lebendige Geschichten.
Ein Beispiel: Herr Müller geht durch die Stadt.
Das Verb „gehen“ ist zwar verständlich, jedoch ist es unpräzise und wird in ganz verschiedenen Wortwelten verwendet. So verlieren Sie den Einfluss auf den Leser und können nicht genau bestimmen, wie sich die Welt vor seinem inneren Auge entwickelt. Verschaffen Sie sich einfach Kontrolle, indem Sie ein präziseres Verb benutzen:
- Herr Müller schlendert durch die Stadt.
- Her Müller sprintet durch die Stadt.
- Herr Müller eilt durch die Stadt.
- Herr Müller stolpert durch die Stadt.
- Herr Müller spaziert durch die Stadt.
All diese Sätze malen verschiedene Bilder – und das nur, weil das Verb ersetzt wurde! Man nennt ein Verb nicht ohne Grund auch „Tunwort“! Dagegen hat auch „gehen“ die Fähigkeit, immer wieder einen neuen Film im Kopfkino laufen zu lassen. Es trägt viele Bedeutungen:
- Wenn eine Uhr geht, funktioniert sie.
- Wenn ein Teig geht, quillt er auf.
- Wenn jemand von uns geht, geht er nicht einfach nur spazieren.
Spannende Sprachbilder durch Wortwelten
Spannende Sprachbilder entstehen dadurch, dass ein neuer Sinnzusammenhang geschaffen wird. Der ist oftmals auch zweideutig, was ihn manchmal noch spannender macht. Durch Bildspielereien fordern Sie den Leser dazu auf, Ähnlichkeiten zu erkennen. So eröffnen sich neue Sichtweisen durch die Verwendung von Wortwelten. Sie helfen, neue Dinge und Situationen besser zu verstehen, schlagen Brücken ins Unbekannte.
Was sind Wortwelten überhaupt? Was sind Metaphern?
Wortwelten sind Sprachbilder, bildhafte Ausdrücke, Redewendungen, sprichwörtliche Redensarten und Sprichwörter. Hinter ihnen verbirgt sich oft eine rhetorische Stilfigur: die Metapher. Metaphern bringen viel Spannung in den Text und sind der goldene Weg des bildhaften Schreibens.
Was genau eine Metapher ist? Einfach ausgedrückt sind es zwei Themenbereiche, die auf den ersten Blick nichts miteinander zutun haben, sich aber in einem Satz oder einer Wendung begegnen. Dadurch geraten sie in einen neuen Zusammenhang und die Wortbedeutungen schieben sich übereinander. Es entsteht etwas Neues! Beispielsweise der Hafen der Ehe, der Fuß des Berges oder auch das Luftschiff.
Hier eine genaue Definition: Eine Metapher ist ein bildhafter Ausdruck, zum Beispiel „Stimmungsbarometer“, „Schaukelpolitik“ oder „aus der Taufe heben“ statt „gründen“. Das Wort „Metapher“ stammt vom griechischen „metaphora“, was so viel wie „Übertragung, bildlicher Ausdruck“ heißt.
Wortwelten richtig einsetzen
Neues zu vermitteln stellt oft eine Hürde für einen Texter dar: Wie zeigen Sie, dass Ihr innovatives Produkt gut für Ihre Zielgruppe ist, wenn die nicht mal versteht, wovon Sie sprechen? Daher ist es klug, auf Wortwelten zurückzugreifen, um über Parallelen und Metaphern zu vermitteln, welche Vorteile der Leser mit Ihrem Produkt hat. Doch dabei ist es wichtig, dass man Wortwelten richtig verwendet, da sie sonst eventuell nicht den gewünschten Effekt erzielen. Wie Sie das machen, zeigen die folgenden vier Punkte …
Durch Wortwelten müssen stimmige Bilder entstehen.
Andernfalls verwirren sie den Leser nur und Bilder wirken oftmals ungewollt komisch. Wenn „die rechte Hand des Kommandeurs über den Hof geht“, hat er hoffentlich nur den Adjutanten geschickt und alle seine Gliedmaßen noch bei sich. Genauso komisch: der „Kapitän, der sein Schiff durch das Riff führt und den Dingen gerne auf den Grund geht“. Merken Sie? Die Bilder können ganz schnell außer Kontrolle geraten!
Ein gutes Beispiel dafür, wie ein Slogan also nicht aussehen sollte: Hautfreund – das sanfte Reinigungsgel ist für die empfindliche Haut ausschlaggebend.
„Ausschlag gebend“? Keine sehr vorteilhafte Wahl für ein Reinigungsgel! Schade, dass die positive Wirkung durch zu viel Wortakrobatik verloren geht.
In einer Welt bleiben
Wenn Sie die verschiedenen Wortwelten zu sehr vermischen, entsteht ein großes Chaos im Kopf des Lesers.
Ich steuerte mit Volldampf in Richtung des sicheren Hafens, um an die Pole-Position zu kommen.
Das passt nicht zusammen! Die Wortwelten Seefahrt und Motorsport sind zu unterschiedlich und sollten deswegen auch nicht miteinander vermischt werden. Selbst wenn es sich um die gleiche Wortwelt handelt, lassen Sie Vorsicht walten:
Und so trafen wir den Kopf der Expedition am Fuße des Berges an.
Klingt komisch! Das sind zwar beides Bilder aus der Welt der menschlichen Anatomie, aber so ganz funktioniert die Kombination dann doch nicht.
Sparsam sein
Wenn Sie beginnen, Wortwelten zu benutzen, merken Sie schnell, was für eine große Anziehungskraft diese Bilder in sich haben. Sie machen nicht nur Spaß beim Lesen, sondern auch beim Schreiben! Aber: Trotzen Sie der Anziehungskraft des Kopfkinos! Halten Sie die Bilder nicht zu lange und setzen Sie Metaphern sparsam ein. Ihr Text wird sonst zu verspielt! Das lenkt sonst womöglich vom tatsächlichen Sinn des Textes ab, der ja eigentlich Ihr Produkt vermarkten soll. Vergessen Sie also nicht, Ihr Angebot zu nennen!
Bilder nicht mit Gewalt konstruieren.
Im Vordergrund steht immer noch die Botschaft und die erzwungenen Bilder wirken eher schief und peinlich. Also formulieren Sie Ihre Botschaft mit einfachen Worten und im Klartext, damit sie jeder verstehen kann. Denn: Die Botschaft muss ja schließlich im Kopf des Lesers ankommen!
Wozu sind Wortwelten sonst noch gut?
Hat nicht jeder von uns mal eine Schreibblockade? Wortwelten sind hilfreiche Mittel, um diese zu lösen. Wenn mal wieder einfach nichts gelingen will und die Ideen auf sich warten lassen, suchen Sie doch einfach mal nach Sprichwörtern oder Redensarten im Internet – da werden Sie bestimmt fündig und Ihr Ideenspeicher füllt sich schnell wieder auf. Dann klappt’s auch wieder mit dem Schreiben!
Wortwelten geben auch Oberthemen vor, die helfen, schnell und einfach zu vermitteln, was Sie sagen wollen. Damit machen Sie Headlines stärker und führen an Themen heran. Geht der Leser weiter in den Text und findet die bereits eingeführte Wortwelt wieder, wird das Kopfkino eingeschaltet und verstärkt. So runden Sie Ihren Text ab!
Stefan Gottschling leitet den Texterclub und den SGV Verlag. Er ist Fachautor, Dialogmarketer und Texter aus Leidenschaft. Er war Texter und Kreativchef in einem großen Fachverlag, Geschäftsführer einer Multimedia-Agentur (Deutscher PR-Preis), Gründer und Geschäftsführer der Textakademie GmbH. Heute ist Stefan Gottschling zudem Vorstand des Bundesverbandes professioneller Werbetexter (BPWD) sowie des Instituts für messbare Werbung und Verkauf und gilt als einer der renommiertesten Spezialisten für verkaufsstarke Texte.
Andreas Giermaier hat bei ihm die zertifizierte Texterausbildung absolviert
Probelektion der zertifizierten Texterausbildung (Fernseminar): http://www.texterclub.de/fernseminar-ausprobieren/
www.sgv-verlag.de