Erfolgreich Netzwerken für Schüchterne – Networking für Introvertierte

Die Macht der Beziehungen nutzen

Netzwerken, ein Begriff, der auf die meisten Menschen fast so abschreckend wirkt wie Selbstmarketing. Erst recht auf zurückhaltende, eher introvertierte, vielleicht hochsensible oder gar schüchterne Coaches. Genau die, die oft die besseren Coaches sind. Nur wissen leider potentielle Coachees weniger von deren Existenz als von denen, die von Natur aus gerne im Rampenlicht, auf Netzwerktreffen und Marketing-Veranstaltungen zu sehen sind. Mit der Folge, dass sich die zurückhaltenden Coaches wirtschaftlich nicht lange halten können, sich zumindest das Berufsleben schwerer machen als es sein müsste.

hakeSchauen wir uns den Begriff Netzwerken einmal genauer an:
Kann es sein, dass es das mechanistische in diesem, vom englischen Networking stammenden Wort, ist, dass so unangenehme Gefühle auslöst? Oder dass wir dabei an lästige, wenn nicht gar nahezu kriminelle Aktivitäten denken?

Der Duden definiert netzwerken so:

ein soziales Netzwerk aufbauen oder pflegen.

Wenn ich da nicht gleich an die Sozialen Medien denken müsste, was nicht viel weniger Unwillen auslöst, hieße das ja einfach nur: Verbindung zu anderen Menschen aufbauen oder pflegen. Das ist an sich ja nichts schlimmes, gerade für Coaches nicht. Sonst hätten sie sich wohl kaum einen Beruf ausgesucht, mit dem sie andere Menschen unterstützen.

Ein berufliches Netzwerk aufbauen – eine Mammutaufgabe?

Ganz entspannt bleiben: Sie haben schon ein Netzwerk. Es ist also nur noch die Frage, ob es auch wirklich förderlich ist und wenn ja, auch belastbar. Schon jetzt ist jeder Mensch, den Sie kennen, treffen oder anrufen Teil dieses Netzwerks. Sie brauchen lediglich drei Punkte prüfen:

  • Sind diese Personen grundsätzlich wohlwollend mir gegenüber? Gerade schüchterne Personen haben, aus sozialem Mangel, oft Menschen in ihrem näheren Umfeld, die sie gewohnheitsmäßig kritisieren (Projektion ihrer eigenen ständigen Selbstkritik!). Fühlen Sie sich nach einem solchen Kontakt besser oder schlechter?
    Erwägen Sie die Möglichkeit, sich liebevoll zu distanzieren.
    Nutzen Sie die Zeit lieber, um Ihren eigenen inneren Kritiker zu kontakten und wohlwollender zu stimmen.
  • Sind diese Personen willens und bereit, Ihre Ziele zum Beispiel eine erfolgreiche Coachingpraxis aufzubauen, zu unterstützen?
    Wenn nicht: Reduzieren sie die Themen, vorausgesetzt sie finden überhaupt Tiefe und Freude an dem Kontakt, auf Hobbies und Privatleben. Es sind keine PartnerInnen für ein berufliches Netzwerk.
  • Sind Sie willens und bereit, die Menschen aus Ihrem beruflichen Netzwerk voll zu akzeptieren und hin zu ihren beruflichen Zielen zu unterstützen? Reziprozität ist, laut Robert Cialdini, eins der wichtigsten Überzeugungsmittel.
    Also: Machen. Als Coach wissen Sie ja ohnehin wie das funktioniert.

So, jetzt, wenn Sie Ihren eigenen Garten gedüngt und gewässert haben, haben Sie auch die Energie, sich in den fremd anmutenden Dschungel der beruflichen Netzwerk-Erweiterung zu begeben. Da brauchen Sie noch eine Extraration, von dem, was ohnehin nützlich ist: Dem lichten Wasser der Klarheit. Zunächst einmal für sich und über sich:

  • Was sind Ihre Stärken, Talente, Erfahrungen?
  • Was sind Ihre Stärken, Talente und Erfahrungen, die sie noch vor sich und anderen verheimlichen?
  • Was sind genau die passenden KlientInnen, die Sie am besten unterstützen könnten?
  • Was ist Ihre Mission?
  • Was ist Ihre Botschaft? In einem Satz und als 30 Sekunden Elevatorpitch?
  • Wo und wie können Sie Ihre passenden KlientInnen am besten erreichen?
  • Was ist Ihr nächstes konkretes Ziel? Was ist der nächste Schritt dorthin?
  • Was ist die nächste Veranstaltung, Konferenz oder Branchen-Party, die Sie aufsuchen werden?

Das sind noch alles Fragen, die sie mit sich allein oder professioneller Hilfe im stillen Kämmerlein klären können.
Spannend genug, doch richtig aufregend wird es, wenn Sie sich dann wirklich raus begeben.

Analoges Netzwerken: Das ungewohnte Bad in der Menge

Sie wissen nun also schon, wo es sie hinzieht, beziehungsweise, wohin sie sich als nächstes schubsen? Sie haben sich schon angemeldet? Dann kommen jetzt drei Phasen auf Sie zu.

Die Vorbereitung

  • Informieren Sie sich über die Zusammensetzung der Gruppe und die Absicht, warum sich diese Gruppe zu dem Termin trifft. Je detaillierter desto besser.
  • Ziehen Sie sich passend an. Wenn Sie auf junge Start-Up-GründerInnen zugehen, kann Ihr Anzug im Schrank bleiben. Bei einem Gala-Dinner des Internisten-Kongresses eher nicht. Auch Schuhe, Haare und Styling bitte prüfen. Äußerlichkeiten sind, zumindest für den ersten Eindruck und das auch wissenschaftlich erwiesen, wichtig.
  • Bereiten Sie sich körperlich seelisch vor. Körper- und Atemübungen unterstützen Ihre Präsenz. Machen Sie sich zusätzlich Ihren „One-Liner“ und Ihren „Elevator-Pitch“ bewusst. Wahrscheinlich sind Sie, vor allem als schüchterne Person, aufgeregt. Atmen Sie gut durch und gehen Sie los.

Die Netzwerk-Veranstaltung

  • Sie haben es ja quasi schon geschafft:
  • Dabei sein sind 80 Prozent des Erfolges
    Woody Allen.

  • Und die restlichen 20 Prozent? Sollen Sie sich auf die Alphatiere stürzen und sie, ob der guten Gelegenheit, mit Ihrem Elevatorpitch zutexten?
    Bitte nicht.
    Am Buffet, am Tisch oder auf dem Gang wird Ihnen bestimmt mindestens eine Person begegnen, mit der Sie natürlich und wahrhaftig ins Gespräch kommen könnten. Als Mensch.
  • Und dann?
    Finden Sie Gemeinsamkeiten: Wie kam er oder sie zu dieser Veranstaltung? Machen Sie ein ehrliches Kompliment. Sprechen Sie die Person mit Namen an. Übrigens: Bevor Sie diesem Menschen Ihre Visitenkarte aufdrängen, fragen Sie lieber erst nach dessen. Und finden Sie dezent heraus, ob und wie Sie helfen können.

Derart verstandenes, verständiges Netzwerken ist nicht nur nahezu so wichtig wie das, was Sie sind und können. Es ist gerade für Schüchterne auch der wirksamste Hebel. Denn es konfrontiert sie direkt mit der vielleicht größten und gleichzeitig unsinnigsten Angst. Dem Zwangsgedanken: „Was denken andere Menschen über mich?“
Wichtig ist, was Sie über sich selbst wissen und denken und was Sie für andere konkret tun können.

Was ist Ihr nächster Schritt?

Mehr über Netzwerken und Selbstmarketing erfahren Sie in dem im REDLINE Verlag erschienen Buch